Hypervigilanz und Hochsensibilität: Das sind die Unterschiede!
Hochsensibilität ist inzwischen ein Begriff, der in der Gesellschaft allgemein bekannt ist. Viele Bücher beschäftigen sich mit dem Thema und immer mehr Menschen können sich mit den Merkmalen einer Hochsensibilität identifizieren und sind erleichtert, endlich eine Erklärung gefunden zu haben. Im Zusammenhang mit der Hochsensibilität muss aber unbedingt die Hypervigilanz genannt werden. Ein psychischer Zustand, der viele Ähnlichkeiten mit der Hochsensibilität aufweist und dennoch klar abgegrenzt werden muss. In diesem Blogartikel erkläre ich dir was die Merkmale von Hochsensibilität und Hypervigilanz sind und wie diese voneinander zu unterscheiden sind.
Hochsensibilität kurz erklärt
Kennst Du das? Du sitzt mit Deiner Begleitung im Café und ihr beobachtet draußen die Szenerie: Menschen, die flanieren, Vögel singen und fliegen von Ast zu Ast, ein Flugzeug taucht am Himmel auf und Fahrräder fahren vorbei. „Hast du gesehen was für ein tolles Kleid die Frau anhatte?“ Deine Freundin schüttelt nur den Kopf. „Das Kleid habe ich gar nicht wahrgenommen.“ Wie kann es sein, dass wir gemeinsam denselben Moment erleben, aber ganz unterschiedliche Dinge wahrnehmen?
Wir alle nehmen durchgehend Informationen und Reize aus unserer Umgebung auf. Ständig. Vieles kommt bei allerdings gar nicht im Bewusstsein an, sondern wird vom Gehirn gefiltert und direkt in die unbewusste Wahrnehmung verschoben. Das hilft Dir bei all den Reizen nicht durchzudrehen und nur das für Dich Wichtigste zu verarbeiten. Was das Wichtigste ist, entscheidet hierbei Dein Gehirn. Das erklärt auch, warum Du plötzlich nur noch schwangere Frauen sieht, wenn Du vielleicht selbst schwanger bist oder werden möchtest. Dein Gehirn hat mitbekommen: „Aha.. schwanger ist jetzt wichtig!“ Ét voilá: Schwangere Frauen, soweit das Auge reicht.
Wie ist das jetzt für Hochsensible? Im Grunde genommen genau so, allerdings fehlt ihnen der Filter, beziehungsweise ist er weniger ausgeprägt. Die logische Konsequenz ist: Sie nehmen viel mehr Informationen bewusst auf. (Lies dazu auch meinen Blogartikel: Woran merke ich, dass ich hochsensibel bin?)
Diese Überflutung von Reizen führt dazu, dass sich Hochsensible in lauten und stressigen Situationen unwohl fühlen und eher die Ruhe suchen. Sie erleben einfach alles intensiver, sowohl die unbequemen Emotionen als auch schönen Gefühle wie Freude oder Spaß. Durch ihre Begabung mehr Informationen aus ihrer Umwelt bewusster wahrzunehmen, sind sie besonders empathisch und haben ein starkes Einfühlungsvermögen. Hochsensible haben deswegen oft sehr tiefgehende Freundschaften.
Weitere Merkmale von Hochsensibilität können sein:
- Ausgeprägter Gerechtigkeitssinn
- Hang zu Perfektionismus
- Intensives Erleben von Kunst und Musik
- Starkes Harmoniebedürfnis
- Schwierigkeiten beim Umgang mit Stress und Leistungsdruck
- Hohe Kreativität und vielschichtige Fantasie
- Langer emotionaler Nachklang des Erlebten
- Detaillierte Selbstreflexion und Reflexion der Umwelt
- Stärkeres Schmerzempfinden
- Neigung zu schneller Erschöpfung und Überforderung
- Prüfungsangst und Nervosität, wenn andere beim Arbeiten zusehen
- eher nicht fähig zu Multitasking
- Eher introvertiertes Verhalten
Was ist Hypervigilanz?
Hypervigilanz beschreibt im Grunde genommen „gefühlt“ etwas Ähnliches: Hypervigilante Menschen haben eine erhöhte Aufmerksamkeit und nehmen ihre Umgebung sehr wachsam wahr. Ihre Antennen sind deutlich empfindlicher, was Reize betrifft, wodurch auch sie mehr Informationen bewusst wahrnehmen.
Sie tun dies allerdings, um potenzielle Gefahren und Bedrohungen früh genug zu erkennen. Sie möchten vorbereitet sein, weil ihnen schon einmal etwas Schlimmes widerfahren ist. Hypervigilanz entsteht also aufgrund eines Schocktraumas oder eines Komplextraumas und ist ein Symptom von Erkrankungen wie PTBS (Posttraumatische Belastungsstörung) oder Angstzuständen. Dabei kann sie vorübergehend auftauchen, beispielsweise bei einem bestimmten Geräusch oder einer Empfindung auf der Haut. Betroffene können aber auch unter einer chronischen Hypervigilanz leiden, indem sie durchgehend ihr Umfeld scannen und in ständiger Alarmbereitschaft sind. Dieser ständige „Fight, Flight, Freeze or Fawn“-Modus kann zu physischen Symptomen führen, wie beispielsweise einer flachen Atmung, einem hohen Puls oder auch übermäßiges Schwitzen.
Weitere Merkmale der Hypervigilanz könnten sein:
- Agitation und schnelle Kopfbewegungen
- Unruhiger Schlaf
- Betäubung von Symptomen mit Alkohol und Drogen
- Überreaktion auf Töne, Gerüche o.ä.
- Leichte Ablenkung von wichtigen Aufgaben
- Hang zu Nervosität und zu Sorgen
- Oftmals wütend und reizbar
- Intensive Stimmungsschwankungen
Unterschiede zwischen Hypervigilanz und Hochsensibilität
Wie unterscheide ich nun Hypervigilanz von Hochsensibilität? Selbst Profis fällt es manchmal schwer zu erkennen, dass eine Person hypervigilant und nicht hochsensibel ist. Die eindeutige Zuordnung entscheidet aber maßgeblich die Behandlungsform, weswegen es wirklich wichtig ist bei Merkmalen, die auf den ersten Blick eine Hochsensibilität vermuten lässt, genauer hinzuschauen.
1. Der Ursprung: Hochsensibilität ist ein angeborenes Persönlichkeitsmerkmal mit dem Betroffene Veränderungen in ihrer Umgebung und zwischenmenschliche Interaktionen stärker wahrnehmen. Hypervigilanz ist ein psychischer Zustand, der meist eine Reaktion auf ein Trauma ist. Hypervigilante Menschen sind deswegen ständig übermäßig wachsam und erwarten potenzielle Gefahren – selbst, wenn keine Bedrohung besteht.
2. Der Auslöser: Hochsensibilität ist neurologisch bedingt, wodurch hochsensible Menschen stärker auf Sinneseindrücke wie Licht, Geräusche oder Emotionen reagieren. Hypervigilanz hingegen entsteht durch Stress oder Gefahrensituationen, welche Betroffene in einen anhaltenden Alarmzustand versetzt, der als Überlebensstrategie dient.
3. Reaktion auf Reize: Hochsensible Menschen reagieren intensiver auf sowohl angenehme als auch unangenehme Reize. Sie sind oftmals schnell überfordert und brauchen Zeit und Ruhe, um die erlebten Informationen zu verarbeiten. Bei Hypervigilanz fixieren sich Betroffene auf Bedrohungen und sind ständig im „Fight or Flight“-Modus. Sie sind oft nervös und haben Schlafprobleme.
4. Emotionen: Menschen, die hochsensibel sind, empfinden Emotionen oft stärker. Hierbei spielt es keine Rolle, ob es Gefühle wie Freude, Glück oder Zufriedenheit sind. Genauso stark werden auch Empfindungen wie Wut, Angst und Trauer erlebt. Sie fühlen nicht nur ihre eigenen Gefühle, sondern nehmen auch die aus ihrer Umgebung intensiv wahr. Hypervigilante Menschen haben hauptsächlich Angst, sind dauernd angespannt und nervös. Betroffenen können sich selten entspannen und haben Schwierigkeiten damit Sicherheit zu empfinden.
Fazit
Hypervigilante Menschen verwechseln ihren Zustand oftmals mit Hochsensibilität und verstehen gar nicht, dass der andauernde Stress kein Normalzustand sein muss. Hochsensibilität ist in den Medien sehr viel präsenter und Betroffene können sich ihre Situation damit sehr gut erklären. Hochsensible Menschen lernen mit ihrem Persönlichkeitsmerkmal zu leben und erkennen die besondere Begabung als genau das an: als etwas Besonderes. Hypervigilanten Menschen wird das aber nicht gelingen, denn der psychische Zustand bringt keine positiven Erlebnisse mit sich. Durch gezielte Therapie können die zugrundeliegenden psychischen Probleme allerdings bewältigt werden, um die ständige Alarmbereitschaft reduzieren zu können. Denn auch wenn die Hypervigilanz einmal eine sinnvolle Schutzfunktion übernommen hat, ist sie häufig nicht mehr notwendig, da die Gefahrensituation in vielen Fällen nicht mehr gegenwärtig ist.
In Sachen Hochsensibilität bin ich Deine Ansprechpartnerin des Vertrauens. Ich kann Dir meine besten Hacks und Tools beibringen, wie Du mit Deiner Hochsensibilität leicht und freudvoll zurechtkommst, und sie als Superpower anerkennen und nutzen kannst.
Bei einem Verdacht auf eine Hypervigilanz kontaktiere bitte einen darauf geschulten Therapeuten!
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Ich freue mich auf dich!
Hinweis: Meine Begleitung als Coach & Mentaltrainerin ersetzt keinen Besuch oder eine Behandlung bei einem Arzt, Psychologen, Heilpraktiker oder anderen Therapeuten. Er werden keine Diagnosen oder Heilversprechen gegeben. Bestehende Behandlungen sind nicht zu unterbrechen. Bei anhaltenden körperlichen oder psychischen Beschwerden kontaktiere bitte deinen Arzt.