High Sensation Seeking: Hochsensible zwischen zwei Extremen

High Sensation Seeking ist kein allzu bekannter Begriff – vielleicht ist er dir im Zusammenhang mit Hochsensibilität noch gar nicht untergekommen. High Sensation Seeker sind ein wahres Phänomen, denn sie bewegen sich ständig zwischen zwei Extremen: zwischen laut und leise, schnell und langsam, hoch und tief. Was genau es damit auf sich hat, wie du erkennst, ob du ein High Sensation Seeker bist und wie du damit umgehen kannst, erfährst du in diesem Artikel.

Was ist Sensation Seeking?

Sensation Seeking bedeutet aus dem Englischen übersetzt das Aufsuchen von Sensation. Hierbei handelt es sich um eine Verhaltensdisposition, die genetisch und biochemisch bedingt ist. Sensation Seeker sind immer auf der Suche nach Abwechslung, nach tollen Erlebnissen und nach intensiven Gefühlen. Jedes Abenteuer kommt ihnen recht. Warum ist das so?

In der Psychologie geht man davon aus, dass jeder Mensch ein optimales Erregungsniveau hat, das zu 70% von den Genen bestimmt ist und, das er regulieren kann, indem er stimulierende Reize zulässt oder vermeidet. Sensation Seeker haben ein eher geringes Erregungsniveau und suchen deswegen ständig nach aufregenden Reizen, um die Stimulierung auf dem gewünschten Pegel zu halten. Hierfür nehmen Sensation Seeker auch physische und soziale Risiken in Kauf, denn im Vordergrund steht die Bedürfnisbefriedigung.

Den Begriff Sensation Seeking hat vor allem Marvin Zuckerman geprägt. Er unterscheidet vier Ausprägungen, die gemeinsam oder unabhängig voneinander auftreten können:

Thrill and adventure seeking (TAS)

Beim TAS werden oft Aktivitäten durchgeführt, die ein hohes physisches Risiko haben. Extremsportarten wie Bungee-Jumping, Gleitschirmfliegen, Tauchen, Motorradfahren, Rafting oder Fallschirmspringen. Häufig haben diese Menschen einen ausgeprägten Wettkampfsinn und sind sehr ehrgeizig.

Experience seeking (ES)

Menschen, die ES betreiben, haben oft Fernweh, versuchen ihre Lebenserfahrung auszubauen und neue Erkenntnisse zu sammeln, indem sie reisen, neue Sprachen lernen und in fremde Kulturen eintauchen. Aber auch schädliche Erfahrungen wie Drogenmissbrauch können dazugehören.

Disinhibition seeking (DIS)

Bei DIS stehen vorwiegend soziale Reize im Vordergrund: Viele Partys und Drogenmissbrauch in Gesellschaft sind Alltag bei diesen Menschen.

Boredom suspectibility (BS)

BS beinhaltet eine starke Abneigung gegen Routine, einem monotonen Leben und Wiederholungen. Diese Menschen neigen stark zu innerer Unruhe und die Angst, etwas zu verpassen.

Was bedeutet High Sensation Seeking?

Was hat das Ganze jetzt mit Hochsensiblen zu tun? Hochsensible sind doch eher darauf aus, Reize zu vermeiden? (Lies hierzu auch gerne meinen Blogartikel Woran merke ich, dass ich hochsensibel bin?)

Manche Hochsensible zählen zu den Sensation Seekern und werden als „High Sensation Seeker“ bezeichnet, wobei das „high“ für hochsensibel steht. Sie sind nicht wie die meisten Hochsensiblen introvertiert, sondern treten eher extravertiert auf. Auch sie suchen nach neuen Reizen, spannenden Erlebnissen, großen Abenteuern. Allerdings nehmen sie durch ihre Hochsensibilität die aufregenden Reize viel deutlicher und stärker wahr und benötigen dadurch, anders als die Sensation Seeker, viel mehr Pausen, mehr Zeit und Ruhe für sich selbst, um ihre Akkus immer wieder aufzuladen.

High Sensation Seeker leben ständig zwischen zwei Extremen und befinden sich dauernd auf einer Gratwanderung: Einerseits spüren sie die starke Sehnsucht nach neuen stimulierenden Reizen und andererseits benötigen sie viel Ruhe, um diese intensiven Wahrnehmungen verarbeiten zu können. Wichtig ist, dass beide Anteile gleichermaßen beachtet werden und keines unterdrückt oder ausgeschlossen wird. Zu akzeptieren und anzuerkennen, dass man ein High Sensation Seeker ist, kann ein Prozess sein, der am besten von einem Coach begleitet wird.

High Sensation Seeker in Beziehungen

Auch in Beziehungen suchen High Sensation Seeker häufig nach neuen aufregenden Reizen, weswegen häufig wechselnde Partner nicht untypisch sind. Sie möchten ausprobieren, Neues erleben und das auch in ihrer Sexualität. Viele Partner von High Sensation Seekern sind damit überfordert und empfinden das als unangenehm. Dadurch entstehen Frust und Selbstzweifel, denn die Gesellschaft stempelt häufig solche Menschen als „krank“ und „sexsüchtig“ ab. Wenn High Sensation Seeker ihre Neugier aber unterdrücken, beginnen sie sich zu langweilen und sind unausgeglichen.

High Sensation Seeker im Beruf

Vor allem im Zusammenhang mit Hochbegabung tritt das Phänomen des High Sensation Seeking häufig auf, wodurch diese Menschen überdurchschnittlich kompetent und wahnsinnig wertvoll für Unternehmen sind. Ihre Berufserfahrung ist sehr breit gefächert, wodurch sie eine neue und unerwartete Perspektive in ein Problem oder ein Thema einbringen können.

Die ständige Lust an neuen Erfahrungen in der Karriere kann jedoch auch dazu führen, dass High Sensation Seeker Schwierigkeiten bei einem Jobwechsel bekommen und bereits früh im Bewerbungsprozess aussortiert werden. Ihr Lebenslauf zeigt oft viele Wechsel und vermittelt den Eindruck von Sprunghaftigkeit. Vor allem Menschen, denen nicht bewusst ist, dass sie High Sensation Seeker sind, entwickeln dadurch starke Selbstzweifel.

Im nächsten Abschnitt kannst du durch einfache Testfragen herausfinden, ob du ein High Sensation Seeker sein könntest.

Wie Hochsensible erkennen, ob sie High Sensation Seeker sind

Mit folgenden Fragen findest du heraus, ob du ein High Sensation Seeker bist (Test entwickelt von Elaine Aron). Je mehr du mit „Ja“ beantworten kannst, desto wahrscheinlicher ist es, dass du zu dieser Gruppe von Hochsensiblen gehörst.

  1. Wenn sie sicher wäre, dann würde ich gerne eine Droge ausprobieren, die mir fremde neue Erfahrungen ermöglicht.
  2. In manchen Unterhaltungen kann ich geradezu schmerzhaft gelangweilt sein.
  3. Ich würde lieber einen neuen Ort erkunden, bei dem ich vielleicht feststelle, dass ich ihn nicht mag, als zu einem zurückzukehren, von dem ich weiß, dass ich ihn mag.
  4. Ich würde gerne eine Sportart ausprobieren, die für einen Nervenkitzel sorgt, wie Skifahren, Klettern oder Surfen.
  5. Ich werde ruhelos, wenn ich längere Zeit zu Hause verbringe.
  6. Ich mag es nicht, wenn ich warten muss, ohne mich mit etwas beschäftigen zu können.
  7. Ich schaue mir selten einen Film öfter als einmal an.
  8. Ich genieße das Ungewohnte/Unbekannte.
  9. Wenn ich etwas Ungewöhnliches sehe, dann nehme ich die Anstrengung auf mich, es zu erkunden.
  10. Mich langweilt es, meine Zeit jeden Tag mit denselben Menschen zu verbringen.
  11. Meine Freunde sagen, dass es schwierig ist, vorherzusagen, was ich als Nächstes tun möchte.
  12. Ich mag es, Neues zu erforschen.
  13. Ich vermeide eine tägliche Routine.
  14. Mich zieht Kunst an, die mir ein intensives Erlebnis/eine intensive Erfahrung vermittelt.
  15. Ich mag Substanzen, die mir das Gefühl geben „high“ zu sein.
  16. Ich bevorzuge Freunde, die unberechenbar/schwer einschätzbar sind.
  17. Ich freue mich immer auf einen Ort, der neu und fremd für mich ist.
  18. Wenn ich Geld für Reisen ausgebe, dann kann das Ziel meiner Reise nicht fremdartig genug sein. Je fremder das Land, umso besser.
  19. Ich wäre gerne ein/e Forscher/in.
  20. Ich mag es, wenn jemand einen unerwarteten sexuellen Witz oder Kommentar loslässt, der alle anderen dazu bringt, etwas nervös zu lachen.

Auswertung für Frauen:

Bis 7 Fragen: Wahrscheinlich kein High Sensation Seeker
Ab 11 Fragen: Wahrscheinlich High Sensation Seeker
8, 9 oder 10 Fragen: Irgendwo dazwischen

Auswertung für Männer:

Bis 9 Fragen: Wahrscheinlich kein High Sensation Seeker
Ab 13 Fragen: Wahrscheinlich High Sensation Seeker
10, 11 oder 12 Fragen: Irgendwo dazwischen

High Sensation Seeker im Coaching

Das Leben als High Sensation Seeker ist sehr herausfordernd, denn es schlagen ständig zwei Herzen in der Brust: einerseits die Neugier nach Abenteuern, andererseits das Bedürfnis nach Ruhe und dem Altbekannten. Der hochsensible Anteil in High Sensation Seekern möchte immer „normal“ sein und nicht auffallen, was der Sensation Seeker aber einfach nicht möchte. Diese zwei Ausprägungen in sich anzunehmen, zu akzeptieren und zu verstehen ist oft sehr schwierig.

High Sensation Seeker sollten vor allem verstehen, dass sie sich nicht begrenzen und gesellschaftlichen Normen wie „entweder … oder …“ nicht folgen müssen. Es sollte bei ihnen vielmehr „sowohl … als auch …“ heißen.

In einem Coaching können Betroffene ihre Glaubenssätze, die mit ihrem Persönlichkeitsmerkmal verbunden sind, auflösen und neu programmieren. Ein Coach, der wie ich auf das Loslassen spezialisiert ist, kann dir gezielt helfen, schnell zu deiner gewünschten Programmierung zu gelangen.

Ein Coach arbeitet vordergründig zukunftsgerichtet und lösungsorientiert – ich helfe dir dabei deine Blockaden zu lösen und Methoden zu finden, wie du in Zukunft mit deinem Sensation Seeker in dir umgehen kannst.

Hast du Fragen an mich oder möchtest mich kennenlernen? Unter diesem Link kannst du ganz einfach und unverbindlich einen Termin mit mir vereinbaren.

Ich freue mich auf dich!

Hinweis: Meine Begleitung als Coach & Mentaltrainerin ersetzt keinen Besuch oder eine Behandlung bei einem Arzt, Psychologen, Heilpraktiker oder anderen Therapeuten. Es werden keine Diagnosen oder Heilversprechen gegeben. Bestehende Behandlungen sind nicht zu unterbrechen. Bei anhaltenden körperlichen oder psychischen Beschwerden kontaktiere bitte deinen Arzt.

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