Introversion und Extraversion hat irgendwie jeder schon mal gehört: Introvertierte sind doch die Menschen, die eher für sich sind und extravertierte Menschen sind geselliger. So kann man das vielleicht grob zusammenfassen, kratzt dabei allerdings nur an der Oberfläche. Und was ist mit Menschen, die weder deutlich introvertiert noch extravertiert sind? Gemäß einer Studie des Psychologen Adamt Grant sind etwa zwei Drittel der Menschheit ambivertiert und somit nicht vollkommen intro- oder extravertiert. In diesem Artikel erkläre ich die Unterschiede der Persönlichkeitsausprägungen, um Dir zu helfen Dich richtig einordnen zu können.
Was ist Introversion und Extraversion?
Extraversion oder Extroversion? Der Duden kennt (inzwischen) beide Begriffe, wobei Extraversion ursprünglich der richtige Begriff ist. Er leitet sich aus dem Lateinischen ab: „extra“ bedeutet „außen“, während „vertere“ mit „wenden“ zu übersetzen ist. Also nach außen gewandt. Auf der anderen Seite bedeutet „Intro“ „hinein“, also ist ein introvertierter Mensch eine nach innen gewandte Person. Die Definition der zwei Begriffe klingt erstmal recht vertraut und deckt sich mit dem, was die Mehrheit über intro- bzw. extravertierte Menschen weiß.
Introversion und Extraversion sind zwei entgegengesetzte Dimensionen eines Persönlichkeitsmerkmals, welches das soziale Umfeld eines Menschen beschreibt. Dieses Merkmal heißt „Extraversion“, was zunächst etwas verwirrend sein kann. Lass es mich erklären und Dich auf einen kurzen Ausflug in die Psychologie mitnehmen:
Das Fünf-Faktoren-Modell beschreibt verschiedene Persönlichkeitsfaktoren. Die sogenannten Big Five!
- Offenheit für Erfahrungen: Wie aufgeschlossen bin ich?
- Gewissenhaftigkeit: Wie perfektionistisch bin ich?
- Extraversion: Wie gesellig bin ich?
- Verträglichkeit: Wie empathisch bin ich?
- Neurotizismus: Wie verletzlich bin ich?
Je nachdem wie ausgeprägt der Persönlichkeitsfaktor „Extraversion“ ist, bin ich entweder extravertiert oder introvertiert.
Leider werden die unterschiedlichen Dimensionen oft als negativ oder positiv bewertet. So werden introvertierte Menschen als schüchtern abgestempelt, während extravertierte Menschen zu laut sind. „Intros“ sind langweilig und mit „Extros“ kann man Spaß haben. Das ist falsch! Jede Ausprägung hat seine Vor- und Nachteile und macht jeden von uns einzigartig.
Welche Merkmale haben introvertierte Menschen?
Introvertierte Menschen sind ruhig und wirken eher ernst. Sie performen in der Arbeit besser, wenn sie allein und konzentriert für sich arbeiten können. In größeren Gruppen fühlen sich Introvertierte wohler, wenn sie die Beobachterrolle einnehmen können. Das bedeutet nicht, dass sie schüchtern sind – oftmals können Introvertierte ganz leicht neue Kontakte knüpfen, fühlen sich in kleinen Gruppen aber dennoch wohler. Ihre Kraft schöpfen sie aus tiefgründigen Gesprächen mit vertrauten Menschen oder aus dem Alleinsein. Sie reagieren auf äußere Einflüsse eher empfindsam, wodurch sie in Streitsituationen eher nachgeben, um weitere Konflikte zu meiden.
Weitere Merkmale:
- Reflexion und Nachdenken: Introvertierte neigen dazu, viel nachzudenken und zu reflektieren. Sie können in sich gekehrt sein und ihre Gedanken und Gefühle intensiv verarbeiten.
- Unabhängigkeit und Selbstgenügsamkeit: Introvertierte Menschen sind oft unabhängig und selbstgenügsam. Sie genießen es, Dinge allein zu tun und sind in der Lage, sich gut selbst zu beschäftigen.
- Gute Zuhörer: Introvertierte sind oft ausgezeichnete Zuhörer. Sie nehmen sich die Zeit, andere zu verstehen und ihre Gedanken sorgfältig abzuwägen, bevor sie antworten.
- Vorbereitung und Planung: Sie neigen dazu, sich gut vorzubereiten und zu planen. Spontane Aktivitäten oder Überraschungen sind oft weniger bevorzugt als durchdachte und geplante Handlungen.
- Kreativität und Konzentration: Viele introvertierte Menschen haben eine reiche innere Welt und können sich gut auf kreative Projekte konzentrieren. Sie arbeiten oft gut alleine und können sich tief in Aufgaben vertiefen.
Welche Merkmale haben extravertierte Menschen?
Extravertierte Menschen sind sehr gesellig, lieben den Austausch und ziehen ihre Energie aus dem Kontakt mit anderen. Egal wann – sie lieben soziale Kontakte. Im Gegensatz zu introvertierten Menschen macht ihnen ein voller Kalender nichts aus und ein Tag mit vielen Meetings befeuert ihre Energie oftmals. Extravertierte Menschen wirken auf andere oftmals positiv, fröhlich, abenteuerlustig und probieren gerne Neues aus. In einer Gruppe übernehmen sie häufig die Führung. Diese dominante Seite ist in der Arbeitswelt meistens ein Vorteil, da sie sich gut durchsetzen können.
Weitere Merkmale:
- Redefreudigkeit: Extravertierte sind oft redselig und neigen dazu, ihre Gedanken und Meinungen offen zu teilen. Sie genießen es, Gespräche zu führen und stehen gern im Mittelpunkt.
- Aktiv und dynamisch: Extravertierte Menschen sind häufig aktiv und dynamisch. Sie nehmen gern an verschiedenen Aktivitäten teil und suchen nach neuen Erfahrungen und Abenteuern.
- Positive Emotionen: Sie neigen dazu, positive Emotionen stärker und häufiger zu erleben. Sie sind oft optimistisch, fröhlich und begeistert.
- Spontaneität: Sie sind oft spontan und flexibel. Extravertierte sind bereit, Pläne zu ändern und neue Aktivitäten auszuprobieren, ohne viel Vorbereitungszeit zu benötigen.
- Beziehungsorientiert: Sie legen großen Wert auf soziale Beziehungen und investieren Zeit und Energie in den Aufbau und die Pflege dieser Beziehungen.
Was bedeutet ambivertiert?
Hast Du Dich eindeutig einer Ausprägung zuordnen können? Nein? Das ist nicht schlimm! Studien gehen davon aus, dass die Mehrheit der Menschheit ambivertiert ist, also Merkmale beider Dimensionen in sich hat. Je nach Situation schwanken diese Menschen zwischen den Extremen. Mal schwanken sie mehr, mal weniger.
„Es gibt niemanden, der vollkommen introvertiert oder extrovertiert ist. Ein solcher Mensch wäre im Irrenhaus.“ – Zitat des Schweizer Psychiater C.G. Jung
Ambivertierte Menschen zeigen ebenfalls typische Merkmale auf. Das erste und wichtigste Merkmal ist, dass sie sich selbst nicht eindeutig einem Extrem zuordnen können. Stellst Du das bei Dir fest, bist Du vermutlich ambivertiert. Du bist gerne alleine, aber auch gerne unter Menschen? Ebenfalls ein typisches Merkmal für Menschen, die zwischen den zwei Polen schwanken. Sie sind Teamplayer, aber auch als Einzelgänger. Ambivertierte Menschen werden oft als sehr sympathisch empfunden, da sie sich leicht an ihr Umfeld und an die Situationen anpassen können. Zudem sind Ambivertierte sehr empathisch, denken viel über ihr Umfeld nach und können sich oftmals sehr gut in andere hineinversetzen.
Ambiversion mag im ersten Moment so klingen, als hätte man keine eindeutige Persönlichkeit und würde sich nur an die anderen anpassen. Zwischen den zwei Ausprägungen zu sein bringt aber einen ungeheuren Facettenreichtum mit sich, weil du viel Unterschiedliches ausleben kannst.
Fazit
Egal, ob Du ambivertiert, introvertiert oder extravertiert bist: Jede Ausprägung hat seine Vor- und Nachteile. Solche Beschreibungen helfen uns, uns selbst und auch unseren Gegenüber besser einzuschätzen und kennenzulernen. Es bringt aber nichts zu sehr in diesen Schubladen zu verharren. Viel wichtiger ist es die Individualität aller Menschen und ihre ganz persönlichen Stärken zu feiern.
Hast du Fragen an mich oder möchtest mich kennenlernen? Möchtest Du vielleicht mit mir über gelingende Beziehungen sinnieren? Unter diesem Link kannst du ganz einfach und unverbindlich einen Termin mit mir vereinbaren: https://tidycal.com/loslassexpertin/kennenlernen-via-zoom
Ich freue mich auf dich!
Hinweis: Meine Begleitung als Coach & Mentaltrainerin ersetzt keinen Besuch oder eine Behandlung bei einem Arzt, Psychologen, Heilpraktiker oder anderen Therapeuten. Er werden keine Diagnosen oder Heilversprechen gegeben. Bestehende Behandlungen sind nicht zu unterbrechen. Bei anhaltenden körperlichen oder psychischen Beschwerden kontaktiere bitte deinen Arzt.