Ich bin hochbegabt. – Und jetzt?

Menschen reagieren sehr unterschiedlich auf die Erkenntnis, dass sie hochbegabt sind. Die Reaktion hängt stark von ihrer bisherigen Selbstwahrnehmung, ihren Erwartungen und ihren Erfahrungen ab. 

In diesem Beitrag möchte ich über einige typische emotionale Reaktionen berichten und dazu einladen sich nach dem Test nicht unter Druck zu setzen allein mit allem klar kommen zu müssen.

1. Erleichterung & Bestätigung

Nach der Feststellung einer Hochbegabung tritt oft als erste Reaktion eine Erleichterung ein und es herrscht ein Stück weit mehr Klarheit. Erfahrungen erklären sich, denn die meisten Menschen haben sich ihr Leben lang „anders“ oder „nicht ganz passend“ gefühlt. 

Gerade bei Menschen (Kinder und Erwachsene), die zuvor über sich dachten, sie seien dumm (oft weil sie in der Lage sind sehr komplex zu denken), tritt eine riesige Erleichterung ein! 

Oft sind die Menschen froh, dass „nichts anderes falsch“ mit ihnen ist. Dass es keine befürchtete psychische Störung ist. (Diese Sorge hatte ich auch. Krasse Erleichterung!)

„Jetzt verstehe ich endlich, warum ich so denke und fühle.“

2. Freude & Stolz

Einige können das Testergebnis als Bestätigung ihrer Fähigkeiten empfinden. Es kann das Selbstbewusstsein stärken und motivieren, neue Herausforderungen anzunehmen. 

Manche können sich selbst und ihre „Serienausstattung“ als eine Art „Superpower“ annehmen, mit der sie nun bewusster umgehen und freudvoll einsetzen und leben wollen.

3. Zweifel & Hochstapler-Syndrom

Manche können ihr eigenes Ergebnis oder das Ergebnis ihrer Kinder schwer akzeptieren: „Sind Sie sich ganz sicher, dass Sie sich nicht verrechnet haben?“

Das Hochstapler-Syndrom kickt vielleicht voll rein: „Frau Alt hat mir geholfen.“ (Ja, das habe ich, indem ich vorab gezielt Vertrauen aufgebaut und dafür gesorgt habe, dass sich meine Testkandidaten während des Tests sicher und wohl fühlen. 😉)

Besonders, wenn man sich nie als „besonders intelligent“ empfunden hat oder keine sehr guten oder guten schulischen Leitungen vorweisen kann, kann es Verwirrung auslösen.

4. Druck, Überforderung & viele weitere Fragen

„Jetzt muss ich ja auch etwas Besonderes leisten.“ Manche setzen sich selbst unter Druck, weil sie denken, dass Hochbegabung eine Verpflichtung zur Leistung bedeutet.

Fragen wie diese tauchen auf:

„Was bringt mir das heute noch?“
„Was mache ich jetzt mit der Hochbegabung?“
„Wie bringe ich meine PS auf die Straße?
„Ist es normal, dass …?“
„Wem erzähle ich davon oder erzähle ich es überhaupt jemandem?“
Sie haben Angst, dass man ihnen nicht glaubt.

Viele Hochbegabte machen sich selbst Druck.


5. Einsamkeit & Traurigkeit

Die Erkenntnis kann auch isolierend wirken: „Kein Wunder, dass ich mich oft fehl am Platz gefühlt habe.“

Wer bisher Schwierigkeiten hatte, gleichgesinnte Gesprächspartner zu finden, kann das Ergebnis als Bestätigung empfinden, „anders“ zu sein. Manchmal führt das zu einer Identitätskrise, weil man sich bisher über andere Eigenschaften definiert hat.

6. Frustration, Wut & weiter starke Emotionen

Bei einigen Menschen tauchen nach der ersten Verarbeitung starke Emotionen wie Wut oder Frustration auf, weil

  • sie nicht früher erkannt wurden und dadurch mögliche Chancen verpasst haben.
  • sie in ihrer Herkunftsfamilie nicht gefördert wurden.
  • in der Schule keine Fördermöglichkeiten erhalten haben.
  • die Wahl der Ausbildung, des Studiums oder des Berufs vorbei ist.
  • sie „nicht mehr aus ihrem Hirn gemacht haben“.
  • sie ihr Potenzial noch nicht (voll) leben.

Da sind Emotionen wie Scham oder Angst vor Ablehnung oder Neid, weil sie intelligenter sind als andere Menschen.  Sie wollen nichts Besseres sein. 

Sie fühlen sich verunsichert und sie und ihr Leben werden einmal ordentlich durchgerüttelt.

Wie verarbeite ich meine Diagnose Hochbegabung?


7. Neugier & Suche nach Gleichgesinnten

Viele beginnen, sich intensiver mit Hochbegabung zu beschäftigen. Sie suchen nach Netzwerken oder Gemeinschaften wie Mensa oder Hochbegabten-Foren. (Komm doch auch in meinen Kolibri-Club!) Sie reflektieren ihr bisheriges Leben neu und entdecken neue Interessen oder Potenziale.

Damit dieser Prozess nicht überwältigend wird, gibt es einige Wege, um die eigene Hochbegabung gut zu verarbeiten und positiv zu integrieren.

1. Nimm dir Zeit für die Verarbeitung

Es ist normal, dass viele Gedanken und Gefühle auftauchen. Erlaube dir, diese wahrzunehmen und nach und nach zu reflektieren, anstatt sofort „etwas daraus machen“ zu müssen.

2. Setze dein Testergebnis in den richtigen Kontext

Ein IQ-Test misst eine kognitive Fähigkeit – aber er sagt nicht alles über deine Persönlichkeit, deine Emotionen oder dein Potenzial aus. Hochbegabung ist nur ein Teil von dir, kein Stempel, der plötzlich alles verändert.

3. Reframing: Erkenne den Wert deiner Hochbegabung

Vielleicht hast du dich früher oft „anders“ gefühlt oder hast deine Denkweise als hinderlich empfunden. Jetzt kannst du dein Potenzial bewusster sehen und wertschätzen. Deine Fähigkeiten sind eine Bereicherung, kein Makel!

4. Tausche dich mit Gleichgesinnten aus

In Netzwerken oder Gruppen für Hochbegabte (z. B. Mensa, dem Kolibri Clun oder anderen Netzwerken oder regionalen Gruppen) kannst du auf Menschen treffen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Das hilft, sich weniger wie ein „Alien“ zu fühlen.

5. Reflektiere deinen bisherigen Lebensweg – ohne Frust oder Schuldgefühle

Viele Spätentdeckte fragen sich: „Was hätte ich anders gemacht, wenn ich es früher gewusst hätte?“ Das ist verständlich, aber nicht hilfreich. Dein Wissen von heute kannst du nutzen, um dein Leben bewusster zu gestalten – egal, was vorher war. Blicke nach vorne!

6. Setze deine Stärken gezielt ein

Nun, da du deine Hochbegabung kennst, kannst du sie gezielter nutzen – sei es in deinem Beruf, in deinen Hobbys oder in deinem Alltag. Vielleicht entdeckst du sogar neue Interessen oder Herausforderungen, die dich wirklich erfüllen. „Wie kann ich am meisten Spaß mit meinen Talenten haben und sie richtig einsetzen?“

7. Hol dir Unterstützung, wenn nötig

Wenn die Erkenntnis sehr aufwühlend ist oder alte Verletzungen ans Licht kommen (z. B. das Gefühl, nicht verstanden oder gefördert worden zu sein), kann fundierte Begleitung helfen. Coaching oder Therapie können wertvolle Impulse geben, um alte Muster zu lösen. (Wichtig: Dein Coach oder Therapeut sollte sich mit dem Thema Hoch- und ggf. Höchstbegabung auskennen!)

8. Erlaube dir, du selbst zu sein

Hochbegabt zu sein bedeutet nicht, dass du ständig „mehr leisten“ oder dich „anpassen“ musst. Es geht darum, dich selbst in deiner Tiefe anzunehmen – mit deiner Art zu denken, zu fühlen und die Welt wahrzunehmen.

Mein Tipp an Dich: 

Lass Dich gerne nach dem Test von mir begleiten, wenn Du Dich in manchen Zeilen erkennst. Du bekommst so viel schneller Klarheit und Ruhe im Kopf und Dich und Dein Leben neu gestaltet, wenn Du es nicht allein sortierst. (auch wenn Du großartig darin bist, allein Themen zu reflektieren 😉)

Wenn Du mit Deiner Vergangenheit Frieden schließen willst, dann geht dies mit meiner Begleitung ebenfalls überraschend leicht und wesentlich schneller, als Du es Dir heute vorstellen kannst.

Ich sehe Dich und bin für Dich da.

Lass uns miteinander sprechen, und schauen, wie ich Dir ein Beitrag dabei sein kann Dich und Deine „Serienausstattung“ als Superpower anzuerkennen und Dein Leben freudvoll zu gestalten!

Hinweis: Meine Begleitung als Coach & Mentaltrainerin ersetzt keinen Besuch oder eine Behandlung bei einem Arzt, Psychologen, Heilpraktiker oder anderen Therapeuten. Er werden keine Diagnosen oder Heilversprechen gegeben. Bestehende Behandlungen sind nicht zu unterbrechen. Bei anhaltenden körperlichen oder psychischen Beschwerden kontaktiere bitte deinen Arzt.

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner